Freitag, 19. Mai 2017 um 19:30 Uhr, Klein-Glienicker Kapelle in Potsdam:

„Sternstunden der Menschheit“ – aus dieser Miniaturensammlung von Stefan Zweig las der Schauspieler Christian Ballhaus Händels Auferstehung.

 Der Einladung folgten Mitglieder unseres Freundeskreises sowie Literatur- und Musikinteressierte aus Potsdam und Berlin sehr gern. Diese wunderbare Aufführung an einem frühsommerlichen Abend in einer wohltemperierten Kapelle hinterließ nachhaltige  Eindrücke und konnte auch in uns neue Lebensgeister erwecken.

Die Sammlung „Sternstunden der Menschheit“ erschien zunächst mit fünf dieser Erzählungen Ende 1927 im Leipziger Insel Verlag.. Es geht in diesen Miniaturen um Begebenheiten, deren Auswirkungen die Geschichte der Menschheit verändert haben. Die Texte sind keine historischen Analysen, sondern novellistisch zugespitzte Erzählungen, in deren Mittelpunkt jeweils eine biografisch überhöhte Person steht.  Zweig schreibt dazu erläuternd im Vorwort:

„Solche dramatisch geballten, solche schicksalsträchtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedrängt ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte. […] Ich habe sie so genannt, weil sie leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen.“

Die Miniatur Händels Auferstehung beschreibt die Entstehung des Oratoriums Messias im August des Jahres 1741, vollkommen unhistorisch und fiktiv: Händel war nach einem Schlaganfall so schwer erkrankt, dass ihn die Ärzte fast aufgegeben hatten. Doch er gesundete nach einer Kur in Aachen wieder und schuf, nach der Erzählung Zweigs, sein bekanntestes Werk wie in einem Rausch, quasi in einem Ausnahmezustand von nur drei Wochen. In der Lesung wurde uns Hörern das Getrieben sein des Komponisten, das Beseelte, vielleicht sogar Besessene von der Musik sehr anschaulich nahegebracht.

Unser Dank gilt Christian Ballhaus als Vorleser und Johannes Lang als Organist.

Christian Ballhaus kann auf viele Rollen zurückblicken, nicht nur in Potsdam, sondern auch in Berlin, Dresden, Halle, in Wien und vielen anderen deutschen Städten. Er wirkte darüber hinaus auch als Dozent in Leipzig und an der Filmhochschule Babelsberg. Und besonders freut es uns, dass Christian Ballhaus ein aktives Mitglied  in unserem Freundeskreis Potsdam-Perugia ist.

Johannes Lang, der Mann an der Schuke-Orgel, ist Kirchenmusiker, Glockensachverständiger, Chorleiter und Preisträger zahlreicher internationaler Musikwettbewerbe. Er ist Jury-Mitglied für Orgel beim deutschen Bundeswettbewerb Jugend musiziert und seit Oktober 2016 Kantor an der Friedenskirche in Potsdam-Sanssouci.

Die beiden Akteure des Abends hatten sichtlich und hörbar Freude am Vortrag von Text und Musik. Eine Freude,  die sich auch auf uns übertrug. So entstanden bei uns Zuhörern Einblicke und Momente, wo so mancher Anklänge des Oratoriums erinnern konnte: die wunderschönen Arien, der Chor mit „Halleluja“ und schließlich dem erlösenden „Amen“ aus dem Messias

Herzlichen Dank den Vortragenden und Organisatoren dieser Lesung!

Text: Kathrin Remer

Foto: Wilfried Busch

„Händels Auferstehung“ mit Christian Ballhaus und Johannes Lang
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