Am Sonntagabend des 7. Mai 2023 setzten wir unsere junge Tradition italienischsprachiger Museumsführungen fort, in der Ausstellung „Sonne. Die Quelle der Lichts in der Kunst“ im Potsdamer Museum Barberini. Eingestimmt von Olafur Eliassons Lichtinstallation, die Illusionen von Sonnenlicht und -wärme hervorruft, und Franz von Assisis Lobgesang auf „fratello sole“, der den Symbolisten Maurice Denis zu roten Sonnenuntergängen inspirierte, machten wir uns auf die Suche nach Beziehungen und Unterschieden zwischen Sonnen-Bildern vornehmlich aus den letzten drei Jahrhunderten europäischer Kunstgeschichte.

Die Sonne erschien uns naturalistisch und doch stilisiert als Höhe- und Fluchtpunkt eines von Bäumen gebildeten „Lichtdoms“ der Natur (Caspar David Friedrich), verspielt als gelbes Plättchen über Grätenwald (Max Ernst), als Quelle des (als physikalisches Phänomen damals gerade entdeckten) Lichtspektrums, das unsere Sicht auf Landschaft und Wasser prägt (Turner, Monet), als rotes Urwesen vor dem inneren Auge (Joan Mirò), als gewaltige weiße Heilquelle (Munch), als weißer Ball, der sich in van-Goghsche Prachtfarben auffächern lässt (Wilhelm Morgner), als düstere Vorahnung einer aus Rauchwolken explodierenden Morgensonne, von schwarzen Raben umgeben (Otto Dix), oder gigantisches – durch NASA-Teleskope entdecktes – Glutwesen mit von Explosionen stetig verwandelter Oberfläche (Katharina Sieverding).

Unser wunderbarer Guide, Frau Valentina Ferrarese, ließ die Tour bei einem Werk aus dem Bestand des Barberini enden: Bernhard Heisigs Tod des Ikarus: Absturz über dem Turm zu Babel, der alles in den Abgrund mitzureißen scheint, vor einer unverwandten Sonne.

Text: Karen Sokoll

Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst
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