Saskia Hüneke, Kustodin der Skulpturensammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, führte Anfang Juni Mitglieder und Freunde des Freundeskreises Potsdam-Perugia zu Orten im Park Sanssouci, die von italienischen Vorbildern inspiriert sind. Nicht nur die Römischen Bäder oder die Friedenskirche, vor allem auch das Orangerieschloss, ein nach Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. von Persius, Stüler und Hesse für den König errichteter Repräsentativbau nach dem Vorbild der Villa Medici in Rom und der Uffizien in Florenz, zeigt eindrucksvoll, wie prägend klassizistische und Renaissance-Vorbilder aus Italien in diesem Park sind. Das Ensemble spiegelt in vielen Elementen die Stilvorbilder, wie der König sie zunächst als Kronprinz im Selbststudium von Gemälden und Stichen, etwa von Percier und Fontaine, später dann „in natura“ auf seiner ersten Italienreise im Jahr 1828 vorfand, begeistert aufnahm und in eigenen architektonischen Skizzen und Reiseberichten an seine Ehefrau Elisabeth rezipierte. Auf einer weiteren Italienreise (1858) erwarb er noch zahlreiche Kunstwerke für das Schloss und die Parkanlage. Beispielhaft für die vielfältigen Bezugnahmen betrachteten wir Abbildungen der Rundbank der Priesterin Mammia an der Gräberstraße von Pompeji, über die er, so schrieb Friedrich Wilhelm IV. an Elisabeth, „schon lange den Verstand verloren“ habe, und Darstellungen der Parkgestaltung rund um die Villen Albani und Pamphili (Rom) und Villa d’Este in Tivoli, die den König inspirierten. Im Gemäldesaal der Orangerie huldigen Werkkopien dem im 19. Jahrhundert besonders in Preußen hoch verehrten Renaissancemaler Raffael und seiner Schule, sowie seinem Lehrer Pietro Perugino. Skulpturen preußischer Bildhauer widmen sich klassischen Motiven, etwa diejenigen von Rauch oder die raffiniert im Boulie-Zimmer gruppierten Skulpturen von Jószef Engel mit Darstellungen der Opferung Isaaks (Allegorie des Glaubens), eines Tauben fütternden Mädchens (Liebe) und Andromeda, an den Felsen gefesselt (Hoffnung).

Führung durch Orangerie Sanssouci

Jenseits des von Lenné im Auftrag dieses Königs geschaffenen sizilianischen Gartens entdeckten wir auch unter den französischen Skulpturen nach Geschmack des Urgroßvaters Friedrich II. italienische Spuren, so an der Großen Fontäne die wunderbar erhaltene rote Porphyrbüste, die Paolo Orsini II., Herzog von Bracciano, darstellt, einen Kunstmäzen aus dem Hause Medici; eine Büste womöglich aus der Werkstatt von Gian Lorenzo Bernini. Ursprünglich aus der Sammlung des Kardinals Melchior de Polignac, die er als französischer Gesandter bei der Kurie im Rom zusammentrug, erwarb Friedrich II. sie im Jahr 1742; nach Napoleons Sieg musste sie abgetreten werden, aber seit den 1950er Jahren ist sie wieder in Potsdam. So schließen sich Kreise der europäischen Geschichte und Kultur. Wir bedanken uns herzlich bei Saskia Hüneke für die wunderbare Führung.

Juni 2018, Karen Sokoll und Liza Furter

 

Auf den Spuren italienischer Inspirationen: Spaziergang mit Saskia Hüneke durch den Park Sanssouci
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