Vom 21. bis 23. Juni 2024 fand in Prato die mittlerweile XVII. Deutsch-Italienische Kulturbörse in Prato statt. Unsere Mitglieder Regina und Wilfried Ebert waren dort und haben den folgenden Bericht verfasst.
Etwa 40 der insgesamt 125 Teilnehmenden besuchten am Freitagvormittag das Museo Luigi Pecci, ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, in dem Konzerte, Theateraufführungen und unterschiedlichste Kulturveranstaltungen stattfinden. Von außen sieht das 1988 erbaute und 2015 erweitere Gebäude aus wie ein Raumschiff. Innen ähnelt es einer Fabrik, eine Reminiszenz an den Stifter Luigi Pecci, einen vermögenden Textilindustriellen aus Prato.
Auch der Nachmittag stand im Zeichen der Textilstadt, die gerne als das italienische Manchester bezeichnet wird. Prato kaufte in den vergangenen Jahrhunderten Lumpen aus der ganzen Welt und verarbeitete sie zu neuen Stoffen. Da Mussolini Prato sehr liebte, wurde im 2. Weltkrieg die gesamte Uniformproduktion nach Prato verlegt, was der Stadt einen ungeheuerlichen Reichtum bescherte. Auch heute ist die Textilindustrie ein wichtiges Element, was bei einem Besuch des „Museo del Tessuto“ deutlich wurde. Wie am Vormittag gab es Führungen in zwei Gruppen, deutsch und italienisch. Es war eine gute Gelegenheit, die italienischen Sprachkenntnisse anzuwenden und zu vertiefen.
Das Leitmotiv der Kulturbörse war Pinocchio. Geppetto, ein Tischler, ist von einem Holzklotz derart begeistert, dass er beginnt eine Holzpuppe zu schnitzen. Wie vielfältig zeitgenössische Künstler das Motiv umgesetzt haben, konnten wir bei der Eröffnung der Ausstellung „Sulle Note di Pinocchio“ erleben. Pinocchio ist ein Wortspiel zwischen pino/Kiefer, pinco/Dummkopf und occhio/Auge.
Nach dem Abendessen in Eigenregie klang der Tag mit einem Benefizkonzert von deutschen und italienischen Musikern zu Gunsten von Unicef in der Chiesa San Francesco aus.
Am Samstagvormittag fand im Teatro Garibaldi der Festakt statt. Nach der Begrüßung durch Britta von Websky, der Vorsitzenden der si-po, des istituto culturale tedesco (si-po bedeutet in pratesichen Dialekt „yes we can“), der Vorsitzenden VDIG, Vereinigung Deutsch-Italienischer Kultur-Gesellschaften e.V., Rita Marcon ,und der frischgewählten Bürgermeisterin von Prato, Illaria Bugetti, sprach die Deutsche Honorakonsulin aus Mailand, Susanne Welter, launige Grußworte. Neben einigen musikalischen Intermezzi war der Auftritt von Maila Ermini einer der Programmhöhepunkte, bevor der Premio Culturale – VDIG 2024 an Alessandra Ballesi-Hansen verliehen wurde. Die gebürtige Römerin gründete 2017 in Freiburg den nonsolo Verlag einzig mit dem Ziel, Texte der italienischen Gegenwartsliteratur zu fördern, die noch nicht auf Deutsch erschienen sind.
Am Nachmittag ging es mit drei Reisebussen nach Collodi in den Parco Pinocchio. Nach dem üppigen gemeinsamen Mittagessen am Pinocchio Park, war Zeit die Gärten der Villa Garzoni mit den wunderbaren Wasserfällen, das Schmetterlingshaus und den Pinocchio Park zu erkunden, wo man sich ein Puppensiel anschauen konnte. Nach der Rückkehr nach Prato gab es am Abend ein kleines Unterhaltungsprogramm zum Abendessen in Buffetform. Auch hier war Gelegenheit zu guten Gesprächen und dem Austausch von Ideen.
Die große Ideenbörse mit Vorträgen, Workshops und vielen Infotischen fand am Sonntag im Kreuzgang des Klosters San Domenico statt. Wir haben uns riesig gefreut, dass wir beim Vortrag der Jugendbauhütte eine junge Italienerin kennen lernen durften, die in Potsdam ihr Praktikum gemacht hatte und begeistert von ihrem Aufenthalt und ihrer Arbeit mit unserm Mitglied Tom erzählte. Zeitgleich fand ein Quiz statt, wo zu raten war, wo sich die Pinocchio Figuren versteckt hatten und es galt, das originellste Foto zu prämieren. Völlig „überraschend“ gewann Kassel. Die Kasselaner waren mit 28 Mitgliedern im eigenem Bus angereist und haben die Kulturbörse in ihren Ausflug in die Toskana eingebaut.
Im Rahmenprogramm der Ideenbörse gab es Stadtführungen durch die Altstadt von Prato, die mit ihren fast 200.000 Einwohnern, davon 50.000 Chinesen, nach Florenz die zweitgrößte Stadt der Toskana ist. Auf dem Platz vor dem Palazzo Pretorio – heute Museum – steht das Denkmal für Francesco Datini, der als der Kaufmann von Prato bekannt ist. 1373 gründete er Manufakturen und Textilhandelsunternehmen. Nach seinem Tode hinterließ er der Stadt Prato seinen Besitz für die Armen. Das Wahrzeichen der Stadt ist der grün-weiß gestreifte Marmordom, die dem Hl. Stephanus geweiht ist. Sein größter Blickfang ist die Außenkanzel von Donatello und Michelozzo di Bartolomeo.
Zum Mittagessen wurden wir mit einem leckeren toskanischen Buffet verwöhnt. Beim Abschied waren wir uns einig: Auf Wiedersehen in zwei Jahren zur nächsten Kulturbörse in Deutschland.
Regina und Winfried Ebert
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