Großer Andrang in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam. Bis auf den letzten Platz sind alle Stühle im Veranstaltungssaal besetzt. Zusammen mit unserer Kooperationspartnerin haben wir Sebastian Heinrich eingeladen. Seit zwei Jahren erklärt er in seinem Podcast „Kurz gesagt: Italien“ schwer übersetzbare italienische Begriffe. Gerade ist auch sein gleichnamiges Buch erschienen.
Carsten Schöning vom Vorstand unseres Freundeskreises fragte ihn danach. Warum ein Buch, wenn es schon einen Podcast gibt? Lohnt sich das? Wo findet der Autor die Themen? Wie ist die Resonanz? Welche der bislang 21 Episoden kam bisher besonders gut an? Besonders angetan hatte es dem Moderator offenbar die Episode zum „Super Santos“, einem orangefarbenen Ball, der seinen Weg nicht nur an viele italienische Strände, sondern auch auf die Bühne der Bibliothek fand.
Sebastian Heinrich ist politischer Journalist und arbeitet bei der französischen Nachrichtenagentur AFP. Einen großen Teil seines Lebens hat er in Italien verbracht, er ist mit einer Italienerin verheiratet. Die Themen ergeben sich für ihn aus seiner persönlichen Kenntnis von Land und Leuten; seine Ausbildung und sein Beruf liefern ihm den Hintergrund und das Handwerkzeug der sorgfältigen Recherche.
Drei der auch im Buch dargestellten Episoden stellte er in unterhaltsamer Manier vor. Zunächst ging es um den Begriff Autogrill, die Raststätten, die eng mit der Geschichte des italienischen Wirtschaftswunders der Nachkriegsjahre verbunden sind, und die (wer wusste das schon?) sogar einen kirchlichen Segen hatten. Die Moka, die achteckige Alukanne, meist von der Firma Bialetti, war ein weiteres Thema. Auch der Begriff Belpaese wurde hinterfragt.
Das wissbegierige und Italienaffine Publikum wollte zu allem mehr wissen. Es entspann sich ein lebhafter Dialog, vor allem auch um die kulinarischen Themen: Warum kein Cappuccino nach 12 ? Warum keine Sahne in der Carbonara, warum Spaghetti nicht brechen, warum keine getrennten Rechnungen im Restaurant?
Den Gegenstand der nächsten Podcast-Folge wollte der Autor allerdings noch nicht verraten. Nur so viel: Es handelt sich um etwas, das zum Abschluss eines mehrgängigen italienischen Menüs oftmals auf den Tisch kommt … Weiten Raum nahmen auch die politischen Themen ein. Wie beurteilt der Autor die Politik der Regierung Meloni? Wie nimmt er die wirtschaftliche Lage Italiens heute wahr? Was ist geblieben vom „boom economico“ in den 50er und 60er Jahren? Was unternimmt der italienische Staat, um der fuga di cervelli, der Auswanderung italienischer Hochschulabsolventen zu begegnen?
Die Zeit wurde knapp. Gerne noch hätten wir weiterdiskutiert. Wir werden dies nachholen im nächsten Jahr, in dem wir uns in weiteren Veranstaltungen unserem Lieblingsthema Italien zuwenden werden. Empfehlenswert erscheint uns das vorgestellte und von unserem Gast zahlreich signierte Buch in jedem Fall. Vielleicht auch für Sie ein willkommenes Weihnachtsgeschenk?